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Samarias Untergang
1Wehe euch, die ihr so sorglos und stolz auf dem Berg Zion und auf dem Berg von Samaria lebt! Ihr bildet euch etwas darauf ein, zum bedeutendsten Volk zu gehören und angesehene Männer zu sein, auf deren Rat ganz Israel hört.
2Ihr sagt zu den Leuten: »Geht doch einmal hinüber zur Stadt Kalne, dann weiter nach Hamat und von dort zur Philisterstadt Gat! Sind Israel und Juda nicht angesehener als sie? Ist unser Gebiet nicht größer als ihres?«6,2 Nach einer anderen Deutung sind dies die Worte von Amos: … Gat! Sind Israel und Juda etwa besser (gerüstet) als sie? Ist unser Gebiet vielleicht größer als ihres?
3Ihr denkt, euch könnte nichts Böses geschehen, mit Unrecht und Gewalt wollt ihr eure Macht festigen.
4Ihr räkelt euch auf weich gepolsterten, elfenbeinverzierten Betten und esst das beste Fleisch von Lämmern und Kälbern.
5Zu den Klängen der Harfe schmettert ihr eure Lieder und meint, ihr könntet wie David musizieren.
6Den Wein trinkt ihr aus schweren Pokalen und salbt euch nur mit den feinsten Ölen – aber dass euer Volk6,6 Wörtlich: Josef. – Josef steht hier als Stammvater von Ephraim und Manasse für das gesamte Nordreich Israel. Vgl. Kapitel 5,6.15. dem Untergang entgegengeht, kümmert euch überhaupt nicht!
7Darum werdet ihr die Ersten sein, die in die Verbannung gehen. Dann ist es aus mit euren Trinkgelagen auf weichen Betten!
8So spricht der Herr, der allmächtige Gott: »Ich hasse den Hochmut der Nachkommen von Jakob, ich verabscheue ihre prachtvollen Häuser! Darum liefere ich Samaria mit allen seinen Einwohnern den Feinden aus. Das schwöre ich, der Herr über alles, so wahr ich lebe!
9Und wenn in einem Haus zehn Menschen überlebt haben, müssen sie doch noch sterben!
10Kommt dann ein Verwandter von ihnen, um die Leichen aus dem Haus zu holen und zu verbrennen6,10 Oder: bestatten. – Leichenverbrennung war den Israeliten nur bei Seuchengefahr erlaubt., findet er vielleicht noch einen Überlebenden, der sich ins hinterste Zimmer verkrochen hat. Er fragt ihn: ›Ist noch jemand bei dir?‹, und bekommt zur Antwort: ›Nein, niemand mehr!‹ Dann flüstert der Verwandte: ›Sei still, nenne bloß nicht den Namen des Herrn, sonst bringt er dich auch noch um!‹6,10 Die Bedeutung des Verses ist unsicher.
11Denn ich, der Herr, befehle, dass von den großen Prunkbauten bis hin zu den kleinen Wohnhäusern alles in Trümmer gelegt wird.
12Kann man etwa mit Pferden über Felsblöcke galoppieren oder mit Rindern die Felsen umpflügen? Ihr aber verwandelt das Recht in Unrecht – eure Urteile sind ein tödliches Gift!
13Ihr freut euch, weil ihr Lo-Dabar eingenommen habt, und prahlt: ›Aus eigener Kraft haben wir Karnajim zurückerobert!‹
14Jetzt aber sage ich, der Herr, der allmächtige Gott: Ich lasse ein Volk über euch herfallen, das euch besiegen und die Bevölkerung im ganzen Land unterdrücken wird – von Lebo-Hamat bis ans Tote Meer!«